Kindersklaverei am Volta-Stausee in Ghana: 15 aufwühlende Fotos - Compassion Schweiz
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Kindersklaverei am Volta-Stausee in Ghana: 15 aufwühlende Fotos

Millionen von Kindern auf der ganzen Welt sind nach wie vor in der Kindersklaverei gefangen. Auch beim Volta-Stausee in Ghana ist Kindersklaverei ein Riesenproblem.

Ebenezer Agoa war sechs Jahre alt, als er zur Arbeit auf dem Volta-Stausee geschickt wurde: einem berüchtigten Ort der Kindersklaverei. Diese 15 eindrücklichen Fotos zeigen die Ungerechtigkeiten, denen er ausgesetzt war, und erzählen seine Geschichte der Befreiung.

Kindersklaverei auf dem See

Der Volta-Stausee in Ghana ist der grösste menschengemachte See der Welt.

Es entstanden viele Siedlungen an dessen Ufer: Ganze Gemeinschaften leben dort von den Booten und Fischmärkten.

Doch Hunderte von Fischern (oder besser gesagt Fischerjungs) sind nicht freiwillig da. Sie werden zur schrecklichen Kinderarbeit auf dem See gezwungen. Ihre Familien wurden getäuscht, ihr früheres Leben ist nur noch eine blasse Erinnerung.

Das Dilemma der Eltern

„Kinderhandel ist ein Armutsproblem“, sagt Henry Tetteh Amanor, Projektleiter eines Compassion Kinderzentrums und Aktivist gegen Kinderhandel im New Ningo Good Shepherd Methodist Child Development Centre von GH-0209.

„Wenn du drei Kinder hättest, die aus Geldmangel nicht zur Schule gehen könnten und jemand würde nun kommen und eines der Kinder mitnehmen, um es in die Schule zu schicken – man würde dir dafür sogar Geld geben, mit dem du die beiden anderen zur Schule schicken könntest. Würdest du es dann nicht tun?“, sagt er.

„Also verkaufen Eltern oder Bezugspersonen ihre Kinder für einen Betrag von nur 300 Cedis, umgerechnet etwa 78 US-Dollar.“

Gefangen in der Kindersklaverei, weit weg von zu Hause

„Manchmal nennen die Menschenhändler als Ziel eine Stadt, die in der Nähe des Dorfes des Kindes ist „, erklärt Henry. „Aber in Wirklichkeit bringen sie die Kinder sehr weit weg, wo sie ihren Weg nach Hause nie wieder finden können.“

Die Fischereiindustrie am Volta-Stausee ist ein wichtiger Bestandteil der Wirtschaft Ghanas. Doch sie wurde auf Kosten von wehrlosen Kindern aufgebaut, von denen die meisten jünger als zehn Jahre sind. Die Kindern müssen die gefährlichsten und schwierigsten Aufgaben übernehmen. Sie sind extremer Gewalt ausgesetzt, arbeiten extrem lange Tage und bekommen oft weder ihr Essen noch ihren Lohn.

Kinder in Armut sind am stärksten von Menschenhändlern bedroht

Familien wie die von Ebenezer sind besonders gefährdet.

Ebenezer war noch ein Kind, als seine Mutter starb und er zum Waisen wurde. Seine Grossmutter Comfort nahm ihn zu sich nach Greater Accra.

„Ich kümmere mich um neun Enkelkinder“, sagt Comfort. „Ihre Väter haben sie verlassen.“

Wie kommt es zur Kindersklaverei?

Ebenezer war sechs Jahre alt, als ein Mann im Hause seiner Grossmutter auftauchte. Er behauptete, dass er ein Fischerboot besitze. Er suche Jungen, die auf dem Volta-Stausee arbeiten kämen, um das Fischereihandwerk zu erlernen.

Er versprach eine gute Arbeit, einen festen Lohn, genügend Essen und einen sicheren Schlafplatz.

Seine Versprechen waren so leer wie sein Lächeln.

Eine Entscheidung aus Verzweiflung

Comforts Arbeit besteht daraus, Obst und Gemüse zu sammeln, um es auf den lokalen Märkten zu verkaufen. Damit verdient sie pro Mal ein paar Franken.

„Ich habe die finanziellen Mittel nicht, um für meine Enkelkinder zu sorgen, wie ich es gerne möchte, aber Gott gibt mir die Kraft um zu arbeiten, um sie und mich selbst zu ernähren.“

Als der Mann (ein Verwandter) anbot, drei der Kinder zur Arbeit auf seinem Fischerboot mitzunehmen, war sie hin- und hergerissen. Aber wenn sie zusagte, würden die weggegebenen Kinder etwas zu essen haben und irgendwo schlafen können, und sie würde ein wenig mehr für die Kinder übrig haben, die bei ihr blieben.

So traf sie ihre Entscheidung. Sie liess sie gehen.

Die Realität der Kinderarbeit auf dem Volta-See

Drei Jahre lang arbeitete Ebenezer auf dem See. Er warf die Netze aus und zog sie wieder ein, bis seine Schultern brannten und seine Hände rissig wurden und bluteten.

Die Männer, die den Stausee errichteten, hatten einen ganzen Wald unter Wasser gesetzt. Wenn sich die Äste der toten Bäume in den Netzen verhedderten, tauchte Ebenezer ins trübe Wasser, um das Seil zu entwirren. Augen und Lungen brannten, er geriet in Panik und betete, dass er den Weg zurück an die Wasseroberfläche wieder finden würde und wieder würde atmen könne. Er betete, dass Gott ihn retten möge, wo schon so viele andere nicht überlebt hatten.

Das Gebet eines Kindes um Befreiung

Monate vergingen und verschwanden im Nebel der Erschöpfung. Ebenezer betete um Befreiung.

„Ich sass oft alleine da und dachte über meine Zukunft nach“, sagt Ebenezer. „Ich wollte weggehen, aber ich konnte nicht. Ich hatte kein Geld für den Transport. Ich betete, dass Gott mir helfen würde, diesen Mann zu verlassen.“

"Die Männer, welche die Kinder holen, täuschen sie"

Die meisten Eltern wie Comfort glauben, dass die Kinder, die sie weggeben, ein besseres Leben haben werden.

„Eltern lieben ihre Kinder“, sagt Henry. „Sie versuchen ihr Bestes zu geben, aber das ist ein Nebenprodukt der Armut: Sie können die Folgen nicht abschätzen, weil die Menschenhändler sie anlügen. Und weil sie arm sind, sind sie auch verwundbar.“

Viele glauben, dass das Erlernen des Fischerei-Handwerks ihren Kindern die Möglichkeit zu einem besseren Leben gibt.

Die Realität sieht anders aus.

Kindersklaven in Ghana

In Ghana ist der Menschenhandel illegal. Aber auf dem Wasser gibt es keine Gesetze. Kinder werden regelmässig mit Paddeln, schweren Seilen und elektrischen Kabeln geschlagen. Viele erzählen von Schlafmangel, Unterernährung, sexuellen Übergriffen und schweren Verletzungen: Es gibt düstere Berichte über unzählige Verbrechen. Die Kinder erhalten keine medizinische Versorgung, keine Bildung und keine Erholung.

Es gibt kein anderes Wort. Sie sind Sklaven.

Wie Compassion die Kindersklaverei bekämpft

Comforts Angst um ihre Enkelkinder liess sie nicht in Ruhe.

„Eines Tages betete ich und war in meinen Gedanken versunken, als mir dieser Gedanke durch den Kopf schoss: „Ich bin nicht zur Schule gegangen. Warum sollte ich es gutheissen, dass meine Enkelkinder auch nicht zur Schule gehen dürfen? Also ging ich los, um sie zurückzuholen.“

Henry erklärte ihr, dass Ebenezer und seine Cousins durch die lokale Kirche und Compassion Unterstützung erhalten könnten. Die erdrückende Armut, die sie zu ihrer schicksalhaften Entscheidung gedrängt hatte, war nicht unüberwindbar.

Erfüllt mit neuer Hoffnung nahm Comfort Henrys Hilfe in Anspruch und machte sich auf den Weg zum Stausee.

Gesucht und gefunden

Als Comfort ihren Enkel wiederfand, weinte sie vor Erleichterung, dass er noch am Leben war. Als sie vom Missbrauch und der Verzweiflung erfuhr, die er durchgemacht hatte, weinte sie wieder.

Mit Henrys Unterstützung handelte sie Ebenezers Freilassung aus.

Mehr als drei Jahre war Ebenezer auf dem Boot, Tausende Stunden Arbeit und Leiden hatte er hinter sich, mehr als ein Viertel seines Lebens bis dahin war schon vorbei – und für all dies erhielt Ebenezer umgerechnet 5o.- Franken.

In der Volta-Stausee-Region ist jedes dritte Kind in der Kinderarbeit gefangen.

In der Volta-Stausee-Region ist etwa jedes dritte Kind in der Kinderarbeit tätig und jedes fünfte lebt in einer Gefahrenzone.

„Wenn ich zum See zurückkomme, bin ich traurig darüber, dass ich im Compassion-Programm sein kann, andere aber nicht“, sagt Ebenezer. „Ich will nicht, dass diesen Jungs etwas zustösst – diese Jungs, welche die Netze einholen, anstatt in der Schule zu sein. Ich weiss, dass sie an ihre Freunde in der Schule denken.“

Weltweit befinden sich 10 Millionen Kinder in Sklaverei, Menschenhandel, Schuldknechtschaft und anderen Formen von Zwangsarbeit. Sie werden für bewaffnete Konflikte rekrutiert oder zu Prostitution, Pornografie und anderen illegalen Aktivitäten gezwungen.

Es werden 151,6 Mio. Kinder in der Kinderarbeit vermutet.

114 Millionen in der Kinderarbeit sind unter 14 Jahre alt.

Einst versklavt, heute in Ausbildung

In den letzten Jahren des Gymnasiums hofft Ebenezer nun, Maschinenbauingenieur zu werden. Er hat ein grosses Trauma erlitten, aber er hat überlebt. Seit er den See verlassen hat, ist er ein Compassion Patenkind. Seine Grossmutter schaut gut zu ihm. Er erhält viel Liebe von Menschen in seiner Lokalkirche und wird von seinem Paten Daniel ermutigt.

„Ich habe in meinem Leben genug gelitten und deshalb will ich nicht, dass meine Familie oder meine Kinder leiden müssen. Ich möchte, dass sie eine Ausbildung bekommen, damit sie ein besseres Leben führen können“, sagt er.

Kinder für immer von Sklaverei befreien

Henry setzt den Kampf gegen den Menschenhandel bis heute fort. Er reist weit herum, um Eltern und Gemeindeleiter über die brutale Realität des Lebens am Volta-Stausee und die Zwangsmethoden aufzuklären, mit denen Menschenhändler unschuldige Menschen ausnutzen.

„Jedes Kind hat das Recht, geschützt zu werden“, sagt Henry. „Es müssen noch mehr Kinder durch Compassion unterstützt werden, damit wir sie ausrüsten können. Und sie wiederum können dann andere Menschen im ganzen Land beeinflussen.

Damit die Kinder befreit werden – und für immer frei sind.“

Compassion arbeitet in Partnerschaft mit lokalen Kirchen, um das Leben einzelner Kinder zu verändern. Wir verbinden Paten mit einem Kind, das in Armut lebt, damit sie in die Zukunft dieses Kindes investieren können.

PS: Die abgebildeten Kinder arbeiten nicht in der Fischerei; sie haben freiwillig und mit Erlaubnis Szenen des Lebens am Volta-Stausee nachgestellt.