Wir werden mutig sein: die Geschichte von Shaniz - Compassion Schweiz
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    Land: Äthiopien
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    Alter: 13
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    Geschlecht : Junge
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Wir werden mutig sein:
die Geschichte von Shaniz

Die achtjährige Shaniz lebt in einem gefährlichen Bezirk des riesigen Armenviertels Mathare in Nairobi in Kenia. Dort hat die Pandemie die Familien in eine noch prekärere Lage gebracht. „Das Coronavirus ist wie ein Leopard auf der Jagd“, sagt Shaniz. „Es ist sehr gefährlich. Es weiss, wie es sich an seine Beute heranpirscht und kann schwere Verletzungen oder sogar den Tod verursachen.“

Lockdowns und Quarantänemassnahmen, die zur Eindämmung des Virus ergriffen wurden, haben Millionen von Familien die Lebensgrundlage entzogen. Die Weltbank sagt voraus, dass die Pandemie im Jahr 2020 71 Millionen Menschen in extreme Armut treiben könnte. Die Zahlen sind so riesig, so überwältigend, dass es schwierig ist, sich das Ausmass der Not vor Augen zu führen. Schau dir deshalb heute einfach Shaniz an, wie sie tapfer ihren Teddybären tröstet, während sie sich in einer Situation befindet, in der kein Kind je sein sollte.

Eine Mutter erzählt

Die Mutter von Shaniz, Anne, arbeitet gelegentlich an einem Marktstand. Seit dem Tod ihres Mannes vor sechs Jahren sind ihre Kinder allein von ihrem Tageseinkommen abhängig. „Ich musste mir Lebensmittel leihen und Geld für die Miete, und habe mich verschuldet“, sagt Anne. „Die Ungewissheit, woher die nächste Mahlzeit kommt, und die Angst, wann die nächste Miete fällig wird, stresst mich enorm. Ich lebe in ständiger Angst.“

Heute konnte Shaniz‘ Mutter wieder arbeiten gehen, aber es war eine schwierige Entscheidung. „Ich habe nicht den Luxus, zuhause arbeiten zu können“, sagt Anne. „Wenn ich nicht physisch zur Arbeit erscheine, werde ich nicht bezahlt.

„Meine grösste Angst ist, dass ich in dieser kritischen Zeit nicht in der Lage sein werde, für meine Kinder zu sorgen. Ich benutze öffentliche Verkehrsmittel, und das beunruhigt mich auch. Denn wenn ich mich mit der Krankheit anstecke und sie dann mit nach Hause nehme… Wenn ich mich aber entschliesse, nicht zu arbeiten, steht eine andere Katastrophe bevor. Es ist eine Entscheidung, der ich mich jeden Tag stellen muss“.

Neue Krise der Kindergesundheit

Kinder wie Shaniz bleiben im Allgemeinen von den schlimmsten gesundheitlichen Folgen des Virus verschont. Aber die weitreichenden Auswirkungen der Pandemie könnten die jahrelangen Fortschritte in der globalen Kindergesundheit zunichtemachen. Die Vereinten Nationen warnen davor, dass wirtschaftliche Not für Familien im Jahr 2020 zu Hunderttausenden zusätzlichen Todesfällen von Kindern führen könnte.

Auch Unterernährung könnte lebenslange Folgen haben. Immunsysteme, die durch Mangelernährung geschwächt sind, sind anfälliger für Infektionen. Unterernährung kann auch Sprache, Koordination und Gedächtnis beeinträchtigen. Diese Folgen werden länger anhalten als die Pandemie selbst. Die betroffenen Kinder werden noch Jahre später in ihrem schulischen Lernen beeinträchtigt sein.

Schulbildung in Gefahr

Shaniz ist seit letztem März nicht mehr in der Schule gewesen. In Kenia werden die Schulen erst im Januar 2021 wieder öffnen. „Das Schuljahr 2020 wird aufgrund der COVID-19-Beschränkungen als verloren gelten“, sagte der kenianische Bildungsminister George Magoha.

Fast jedes Land der Welt hat seit Beginn der Pandemie Schulschliessungen verhängt. 1,5 Milliarden Kinder und Jugendliche sind betroffen. Während zwei Drittel der Länder Fernunterricht eingerichtet haben, der über Radio, Fernsehen oder das Internet ausgestrahlt wird, konnten dies nur ein Drittel der Länder mit niedrigem Einkommen tun. Aber selbst in Ländern, in denen Fernunterricht angeboten wird, sind einige Kinder zurückgelassen worden.

Ich habe Angst um mein Kind

Shaniz macht sich Sorgen, dass sie das Schuljahr wiederholen muss – eine Angst, die ihre Mutter Anne teilt. „Den Rest des Jahres nicht in der Schule zu sein, bedeutet, dass sie in ihrer Ausbildung zurückbleibt. Kinder in den reichsten Schulen beschäftigen sich jetzt mit E-Learning, aber für uns hier im Slum ist es einfach ein Luxus, den ich mir nicht leisten kann“, sagt Anne. Laut den Vereinten Nationen erhöht die Pandemie zwangsläufig das Risiko, dass Kinder die Schule abbrechen. Nicht alle Familien haben einen Fernseher oder Internetzugang.

„Meine Tochter alleine zu Hause zu lassen, ohne dass sich jemand um sie kümmert, ist eine weitere meiner grössten Ängste“, sagt Anne. „Wenn sie in der Schule oder im Kinderzentrum von Compassion ist, bin ich ganz ruhig, weil ich weiss, dass sie gut betreut ist.“

Kinderschutzexperten machen sich auch Sorgen um die Kinder im Lockdown. Dieser erhöht das Risiko, dass Kinder Gewalt und Missbrauch zuhause erleben oder mit ansehen müssen, so die Vereinten Nationen.

Missbrauch durch Betreuungspersonen ist die häufigste Form von Gewalt, die Kinder erleben, und tritt eher auf, wenn Familien nicht hinaus dürfen, unter Stress stehen und ängstlich sind. Gleichzeitig haben die Kinder nicht mehr das soziale Netz und den Kontakt zum Beispiel zu ihren Lehrpersonen, denen sie sich anvertrauen können.

Die Partnerkirchen von Compassion auf der ganzen Welt haben sich verpflichtet, gefährdeten Kindern in dem vielleicht grössten Kampf um ihr Leben zu dienen. „Das Kinderzentrum gab uns Masken und Essen. Es lehrte uns über Hygiene und wie wir sicher und gesund bleiben“, sagt Shaniz.

In den belebten Strassen vor Shaniz‘ Fenster scheint das Leben weiterzugehen, als ob nichts passiert wäre.

Sei mutig!

„Die Leute hier leben, als ob COVID-19 ein Gerücht wäre“, sagt Anne, während sie sich bereit macht, um zur Arbeit zu gehen. „Gott lehrt mich, völlig abhängig von ihm zu sein. Ich sage meinen Kindern, dass sie ihr Bestes geben sollen, was die Hygiene betrifft, aber dass sie im Übrigen auf Gott vertrauen sollen“, sagt sie und zieht eine Gesichtsmaske an.

Shaniz schaut zu, ihren Bären im Arm.

„Ich vermisse, wie es früher war. Manchmal macht Mama sich wirklich Sorgen. Sie ist nicht mehr so glücklich wie früher und spricht viel weniger. Ich glaube, sie hat vor vielen Dingen Angst: vor dem Krankwerden, dass sie ihren Job verliert, und sie macht sich Sorgen um unsere Sicherheit, wenn sie weg ist“, sagt Shaniz.

Fotos von Isaac Ogila / Originaltexte von Zoe Noakes und Amanda Viviers

Wie die Partnerkirchen
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