Sterbend vor Angst entschloss sich Yerosen trotzdem zum Widerstand: „Wenn du versuchst, mich zu berühren oder mich mit Gewalt zu heiraten, werde ich schreien, so laut ich kann!“ – Nacht für Nacht versuchte der Teenager, wach zu bleiben, um nicht plötzlich überfallen zu werden.
Eines Abends erinnerte sich das Mädchen an den Ratschlag, den sie im Compassion-Kinderzentrum gehört hatte.
„Uns wurde gesagt, wir sollen beten, wenn wir in Gefahr sind. Ich betete zu Gott, mich von meinem Entführer zu befreien und sie davon abzuhalten, mir etwas Böses anzutun. Das betete ich jeden Tag und von ganzem Herzen.“
Auch in ihrem Dorf beteten die Gläubigen für Yerosens Befreiung. Die Suche ging weiter, aber die Hoffnung, das Mädchen unversehrt zu finden, schwand jeden Tag ein wenig mehr. Ihr Grossvater hatte inzwischen dem Drängen der Dorfältesten nachgegeben, eine Mitgift zu akzeptieren und dieser Ehe seinen Segen zu geben.
Abdi, der für das Compassion-Kinderzentrum verantwortlich ist, gab jedoch nicht auf. Er scheute keine Mühe um herauszufinden, wo sie gefangen gehalten werden könnte. Und eines Tages, drei Monate nach Yerosens Entführung, klingelte Abdis Telefon. Als er die zitternde Stimme des jungen Mädchens hörte, brach er in Tränen aus.