Die globale Ernährungsunsicherheit hat verheerende Auswirkungen auf das Leben von Kindern und Familien, die in Armut leben.
Niemand ist von der globalen Nahrungsmittelkrise stärker betroffen als diejenigen, die bereits täglich um ihr Essen kämpfen. Weltweit steigen die Lebensmittelpreise, dazu verursachen Konflikte, Inflation, extreme Wetterbedingungen, Dürre und die Covid-19-Pandemie eine Nahrungsmittelkrise von enormem Ausmass.
Mit jedem Anstieg der Lebensmittelpreise um 1 % rutschen gemäss der Weltbank* weitere 10 Millionen Menschen in die extreme Armut ab.
In der Region Karamoja in Uganda ist Eli einer dieser Familienväter, der täglich darum kämpft, seine Familie zu versorgen. Die Situation wird durch eine Bande von Viehdieben zusätzlich verschärft, die den Familien auch ihre Nahrungsmittel und ihren Besitz rauben.
Eines Nachts hörte Eli, wie Viehdiebe sein Gelände betraten. Da er keine Möglichkeit hatte, sie aufzuhalten, floh er aus dem Haus. Er wusste, dass die Banditen auch nicht davor zurückschrecken würden, zu töten, um Vergeltung zu vermeiden. Schnell versteckte er sich in einem nahegelegenen Gebüsch. Von dort aus musste Eli hilflos zusehen, wie die Männer sein Haus mit seinem Besitz, sein Vieh und die für seine Familie so wertvollen Lebensmittel plünderten. Alles, was Wert hatte, verschwand, einschliesslich des Geldes, das er mühsam gespart hatte, um eines Tages mit seiner Familie in eine sicherere Nachbarstadt umsiedeln zu können. Doch nun war dieser Traum ausgeträumt. Eli und seine Familie standen vor dem Nichts.
Elis Geschichte ist unter den Familien in Karamoja bei weitem kein Einzelfall. In der Region herrschen Angst, Unsicherheit, Hunger und Verzweiflung.
"Früher habe ich ein Kilo Sorghum für 3‘153 Schilling (CHF -.80) gekauft, aber jetzt kostet es 8‘366 Schilling (CHF 2.10), Erdnüsse kosteten 5‘238 Schilling (CHF 1.30), jetzt kosten sie 10‘452 Schilling (CHF 2.65). Alles ist teurer geworden. Ich kann kaum genug verdienen, um meine Familie zu ernähren", berichtet Eli.
Eli
Der Krieg in der Ukraine hat in Uganda zu massiv höheren Treibstoffpreisen und zu einer Inflation geführt. Offiziell liegt diese zwar landesweit bei 6,2 %, aber die Preise auf dem lokalen Markt sind im Durchschnitt um 80 % gestiegen. Für Familien, die in Armut leben, sind Lebensmittel wie Mehl zu einem Luxus geworden, da dessen Preis von 1‘800 Schilling (CHF 0.45) auf 4‘500 Schilling (CHF 1.15) und somit um 150 % angestiegen ist.
Eli hatte zu Hause Gemüse angebaut, um seine Familie zu ernähren, doch aufgrund des ungünstigen Klimas konnte er nicht genügend produzieren.
Alice, Elis fünfjährige Tochter, ist ein Patenkind bei Compassion. Sie hatte ein Geschenk von ihrem Paten erhalten, das der Familie die Gründung eines eigenen kleinen Unternehmens ermöglichte. Dann kam der Morgen mit dem Überfall. Seither erhielt Alices Familie Lebensmittelpakete von den Mitarbeitenden des nahegelegenen Compassion-Kinderzentrums.
Eli und seine Familie sind nur ein Beispiel von zahlreichen Familien in Uganda, die Unterstützung und Fürsorge von den Kinderzentren erhalten. „Die Familien von fast 50’000 Kindern haben je 56 Kilo Posho und 28 Kilo Bohnen erhalten, genug, um ihre Familien einen Monat lang zu versorgen“, berichtet Joseph, Nothilfebeauftragter von Compassion Uganda. „Wir hoffen, dass die Kinder mindestens zwei Mahlzeiten am Tag bekommen können, um ihr körperliches und geistiges Wohlergehen zu verbessern.“
Nahrungsmittelhilfe ist in dieser Zeit von entscheidender Bedeutung. Die Mitarbeitenden von Compassion erkunden vor Ort jedoch auch langfristige Lösungen wie zum Beispiel eine ausreichende Bewässerung der Felder, damit die Bevölkerung das ganze Jahr über Gemüse oder Getreide anbauen kann.
Die Unterstützung des Kinderzentrums hat Eli und seiner Familie neue Hoffnung gegeben. Obwohl die Situation trotz dieser Hilfe immer noch schwierig ist, träumt Eli davon, sein kleines Unternehmen wieder aufzubauen, um seiner Familie eine bessere Zukunft zu ermöglichen.
Eli ist nicht der einzige, der in diesen schwierigen Zeiten darum kämpft, seine Familie zu versorgen. Die globale Nahrungsmittelkrise wirkt sich auf Familien auf der ganzen Welt aus und bringt viele an den Rand des Hungertods. So hat sich die Zahl der Menschen, die nicht genug zu essen haben, weltweit verdoppelt. 276 Millionen Menschen – dies entspricht fast 35-mal der Bevölkerung der Schweiz – sind gegenwärtig von gravierender Ernährungsunsicherheit betroffen.
Compassion ist besonders gut positioniert, um auf diese Krise zu reagieren, indem wir mit mehr als 8‘000 lokalen Partnerkirchen in über 27 Ländern zusammenarbeiten. Auf die Bedürfnisse der Kinder und Familien, die von erhöhter Ernährungsunsicherheit bedroht sind, reagieren die lokalen Partnerkirchen mit kurz- und langfristigen Lösungen. Als Soforthilfe verteilen sie Lebensmittelpakete und tätigen Geldüberweisungen an besonders gefährdete Haushalte, und um die längerfristige Ernährungssicherheit zu gewährleisten, verteilen sie Saatgut, Dünger, Werkzeuge und Vieh. Dazu führen sie Schulungen durch zur Bewirtschaftung von Kleingärten und kleinen landwirtschaftlichen Betrieben. „In mehreren anderen afrikanischen Ländern, darunter auch in Teilen von Burkina Faso und Tansania, ist in vier Regenzeiten nicht ein einziger Tropfen Regen gefallen“, erklärt Agnes Hotay, eine der Leiterinnen der Programmarbeit von Compassion in Westafrika.
Als Reaktion auf die Nahrungsmittelkrise hat Compassion das Nothilfeprogramm in zehn der 27 Länder, in denen wir aktiv sind, eingeführt. „Diese Hungerkrise wird sich leider über einen längeren Zeitraum hinziehen“, vermutet Agnes Hotay. In Burkina Faso zum Beispiel hat Compassion sowohl Nothilfeprogramme als auch langfristige Unterstützung eingerichtet, um die Ernährungssicherheit zu gewährleisten. Das Ziel ist, die am meisten gefährdeten Familien mit Werkzeugen und Fähigkeiten zu versorgen, um eine gewisse Ernährungsselbstständigkeit zu erreichen.
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