Wenn ja, dann weisst du, dass das nicht unüberlegt passiert. Wieso? Weil du möchtest, dass es dich gut darstellt.
Darauf legt Compassion auch bei den Kindern, mit denen wir arbeiten, ganz grossen Wert. Wir wollen sie gut präsentieren – ehrlich, mit Würde und Sorgfalt.
Man sagt, dass ein Bild mehr als tausend Worte sagt. Das bedeutet, dass wir für das, was die Bilder vermitteln, verantwortlich sind. Die Kinder, mit denen wir zusammenarbeiten, leben in extremer Armut. Oft sind sie mit riesigen Herausforderungen und der harten Realität des Lebens konfrontiert.
Sie sind intelligente, lustige, fürsorgliche, quirlige Kinder voller Potenzial und Leben. Genau deshalb müssen wir ihre Würde schützen und Momente mit Integrität festhalten und die Kinder gut repräsentieren.
Das kann niemand besser als unsere wunderbaren Compassion Fotojournalisten und -Journalistinnen. Sie kennen, lieben und schützen die Kinder. Sie halten einen Standard hoch, der jedem einzelnen Kind Würde verleiht, während sie seine Geschichte hören und wiedergeben.
Heute bist du hinter die Kulissen der Compassion-Geschichten eingeladen.
Ein wunderschönes Bild aufgenommen von J. Sangma.
Als ich mich als Fotojournalistin bewarb, dachte ich, dass es darum geht, Fotos in guter Qualität zu schiessen. Ich habe nicht erwartet, dass es so viel mehr beinhaltet. Von Anfang an musste ich all mein Wissen und noch mehr einsetzen, um die ungehörten Stimmen, welche keine Hoffnung hatten, zu erreichen – Familien, welche oft nur aufgrund des Kinderzentrums ein Licht im Dunkeln sehen.
Auf meiner Reise mit Compassion habe ich gelernt, dass die Armut in jeder Gemeinschaft rund um den Globus lauert und auf Familien lastet, die versuchen, da irgendwie rauszukommen.
Ein Bild von Bobita von J. Sangma aufgenommen.
Armut ist nicht immer eine traurige Geschichte. Ich konnte von den Kindern und deren Familien viel darüber lernen, was es heisst, aufzustehen, wenn alles verloren schien. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es wäre, wenn mein Zuhause von Wirbelstürmen und Überschwemmungen zerstört würde.
Aber mitzuerleben, wie Gemeinschaften wieder aufgebaut werden, war ein Segen. Denn ich habe gelernt, was es heisst, die Hoffnung nicht zu verlieren.
Auch wenn sie nur wenig haben, wollen dir viele Familien unbedingt einen Tee anbieten. Viele von ihnen sagen: “Es wäre ein wahrgewordener Traum, wenn unser Pate oder unsere Patin uns besuchen würde. Aber in der Zwischenzeit bist du deren nächste Person, welche unsere Geschichte hört und sie mit der Welt teilen kann.”
Ein Bild von Akhi, aufgenommen von J.Sangma.
Nico fängt die Geschichten von Kindern ein.
Die Leute fragen mich oft: “Macht es dich nicht traurig, herausfordernde Geschichten zu schreiben und herzzerreissende Bilder zu machen?” Zu Beginn habe ich mich das auch gefragt. Jetzt, nach vielen langen Reisen in die Tiefen des Regenwaldes, auf die Gipfel gewaltiger Berge oder in die Wärme an der milden Küste, gibt es nichts Schöneres, als die unglaubliche Wärme von Kindern zu erleben.
Die Leute fragen mich auch: “Wie kann man keine Schuldgefühle oder Schmerz haben, wenn man die Herausforderungen einer Familie in Not fotografieren muss?”
Es ist eine Tatsache, dass man immer Schuldgefühle oder Schmerz empfindet. Diese Gefühle sind jedes Mal präsent, wenn ich in ein Flugzeug, einen Bus oder ein Kanu steige. Oft habe ich Angst vor der Realität, der ich bald begegnen werde. Aber all das ändert sich, wenn ich das Lächeln eines Kindes sehe.
Nico hat dieses Foto von Brittany gemacht.
Nach einer langen und anstrengenden Reise verändert sich alles, wenn die Kinder lächelnd und hüpfend auf mich zulaufen. Meine Angst, Zweifel und Traurigkeit verschwinden und mein Herz empfindet Frieden und Freude, weil ich die unglaublichen Geschichten von so vielen Kindern kenne, die lächeln und Hoffnung haben. Denn wenn man diese Kinder und ihre Familien kennenlernt, wird einem klar, was der Zweck dieser Reise ist: die Hoffnung in ihrer reinsten Form festzuhalten.
Nico sitzt mit einigen Kindern im Regen, während er ihre Geschichten festhält.
Tigist mit einer Kindergruppe.
Seit Jahren werde ich von Kindern und Familien herzlich willkommen geheissen, obwohl ich ihnen völlig fremd bin. Ich fühle mich geehrt, dass ich ihr Vertrauen gewonnen habe und sie mich in ihre Geschichten einweihen – in ihre Kämpfe, Siege und Hoffnungen. Ich habe mit ihnen gelacht, geweint und gebetet. Es führt mich zurück in die Hände meines Schöpfers, wenn ich ihre Geschichten in einer Weise aufschreibe, die ihre Würde widerspiegelt und ihren Platz als Kinder Gottes bekräftigt.
Tigist hat dieses Foto von Abel gemacht, während sie ihre Geschichte vom Sieg über den Krebs eingefangen hat.
Jedes Mal, wenn ich mich mit einer Mutter hinsetze, um ihre Geschichte zu hören und in der Stille meines Autos, wenn ich nach Hause fahre, beginnt Gott an mir zu arbeiten. Ich gehe mit tausend Fragen im Kopf nach Hause – Fragen, die sich nicht an die Mütter oder die Kinder richten, die ich interviewt habe. Sondern an den, der alles zu seiner Ehre lenkt. Meine wichtigste Frage ist: „Warum Gott? Warum wolltest du, dass ich mir das anhöre?”
Manchmal brauchen schwere Gefühle Zeit und Kraft, um sie zu verarbeiten. Aber jenseits der Fragen und Emotionen gibt es immer ein Flüstern, das mir bestätigt, dass ich dem Gott diene, der sieht, hört und den Himmel aufreisst, um auf den Schrei der Müden und Armen zu antworten.
Ein Foto von Fatuma und ihrem Sohn Nur, welches Tigist gemacht hat, während sie festhielt, wie die Nahrungsmittelkrise Familien beeinflusst.
In den 15 Jahren, in denen ich als Geschichtenerzählerin für Compassion tätig bin, hat mich jede Geschichte beeindruckt. Vor allem die Geschichten von Müttern, die durchgehalten haben, um ihren Kindern mit Hilfe der Kirche und dem Kinderzentrum eine gute Zukunft zu ermöglichen. Durch meine Arbeit und das Anhören dieser Geschichten habe ich gelernt, bewusst zu lieben, Leben auszusprechen, Hoffnung zu geben, eine Stimme zu sein und mich für diejenigen einzusetzen, die mich brauchen.
Ich möchte dich ermutigen, das auch zu tun. Du und ich, wir wissen nicht, wie sich unsere Worte und unser Lächeln auf die Menschen auswirken, denen wir begegnen.
Text: Rebekah Malbrecht
Unsere Website verwendet Cookies, um dich von anderen Nutzern zu unterscheiden, dir die Navigation zu erleichtern und die Besucherzahl auf unserer Website zu messen. Dies hilft uns, eine sicherere und effektivere Seite für dich zu erstellen. Wenn du unsere Seite weiter nutzt, stimmst du der Verwendung von Cookies zu oder du kannst deine Einstellungen unten ändern.