Extreme Armut raubt schwangeren Frauen und Müttern mit Babys oft jede Hoffnung. Compassion gestaltete gemeinsam mit dem Schweizer Künstler Stefan Kunz für die Mütter eines Compassion-Zentrums in Sri Lanka ein ganz spezielles Wandbild – und lernten dabei eine Geschichte der Kraft der Versöhnung aus erster Hand kennen.
Als Stefan Kunz und das Team von Compassion und ARTHELPS Ende August das Gelände eines Compassion-Kinderzentrums in Sri Lanka betraten, lag eine spürbare Vorfreude in der Luft. Ihre Blicke wurden sofort zum Kinderzentrum gelenkt – ein offenes Gebäude, das förmlich von der Fröhlichkeit und Energie der Kinder vibrierte.
Das Dach, das nur den vorderen Teil des Gebäudes bedeckte, liess warmes Sonnenlicht in den Raum strömen und ihn erhellen – ein Ort, an dem Hoffnung wachsen konnte. Auf der Rückseite stand eine neu errichtete Wand, die zum Symbol der Widerstandsfähigkeit werden sollte: Gemeinsam mit den Müttern und Kindern des Compassion-Programms wollten der Schweizer Künstler Stefan Kunz, das Team von Compassion und ARTHELPS genau hier das Wort „HOFFNUNG“ in grossen, leuchtenden Buchstaben aufmalen.
In einer Mittagspause zeigte der Zentrumsleiter auf ein naheliegendes Gebäude – oder vielmehr auf die Überreste davon. „Das war einmal das ursprüngliche Gebäude“, erklärte er. “Am 5. Januar 2017 wurde es von einer Gruppe niedergebrannt, die das Licht der Liebe, das von diesem Ort ausging, auslöschen wollte.“ Dieser Akt der Zerstörung war eine schmerzliche Erinnerung an die Herausforderungen, denen man sich im Streben nach Mitgefühl und innigen, vertrauensvollen Beziehungen stellen muss.
Es folgte ein Gerichtsverfahren, in dem den Leitern des Zentrums untersagt wurde, das Gebäude wieder aufzubauen. Ihre Träume schienen zerplatzt. Nach dem Vorfall waren die 28 Familien – insgesamt 75 Personen – gezwungen, sich in einem Zelt zu versammeln, und 28 der 48 Teilnehmenden verliessen gar das Compassion-Programm. Die Gemeindemitglieder lehnten die Kinder, Familien und Mitarbeitenden des Compassion-Zentrums ab, und auch die Geschäfte verweigerten den Betroffenen jegliche Unterstützung.
Nach drei langen Jahren des Wartens fällte das Gericht endlich sein Urteil: Die Verdächtigen wurden verurteilt. Die Reaktion der Leiter des Kinderzentrums war jedoch erstaunlich. Statt Rache zu suchen, wählten sie den Weg der Vergebung. „Wir wollen nicht, dass ihr ins Gefängnis geht“, erklärten sie den Verurteilten. „Wir vergeben euch“, ihre Worte durchdrungen von einer reinen Liebe, die den Schmerz, der ihnen zugefügt wurde, überstieg.
"Wir wollen nicht, dass ihr ins Gefängnis geht"
Dieser bemerkenswerte Akt der Gnade ermutigte vierzehn Personen, die an der ursprünglichen Zerstörung beteiligt gewesen waren, freiwillig Geld zu sammeln und den Wiederaufbau zu unterstützen. Ihr gemeinsames Engagement und ihre Grosszügigkeit spielten beim Wiederaufbau eine entscheidende Rolle und stärkten auch die Beziehungen innerhalb der Gemeinde. Dadurch kommt das Programm heute 138 Familien und damit 350 Kindern, Mütter und ihren Babys zugute, was eine spürbare und nachhaltige Prägung im Leben vieler Menschen bewirkt.
Das Überlebensprogramm von Compassion bietet schwangeren Frauen und Mütter mit Babys in extremer Armut umfassende Unterstützung und Begleitung, um ihren Kindern einen guten Start ins Leben zu ermöglichen. Gemeinsam mit ARTHELPS und dem Schweizer Handlettering-Künstler Stefan Kunz gestaltete Compassion in Sri Lanka für zehn Frauen aus dem Überlebensprogramm einen mehrtägigen Kreativworkshop. Der Schriftzug „Hoffnung“ auf dem erstellten Wandbild erinnert die Frauen daran, dass es Hoffnung und eine Perspektive für sie und ihre Kinder gibt. Für Stefan Kunz war dieses Wandprojekt in Sri Lanka das vierte einer Serie, die 2017 in einem Flüchtlingslager im Irak begann. Er hat zwei weitere “Hoffnungswände” in Brasilien (zusammen mit Compassion und ARTHELPS) und in einem Gefängnis in Biel bemalt.
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