Vom Patenkind zum bekanntesten Gospel-Rapper Äthiopiens
Lionel

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    Land: Rwanda
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    Alter: 4
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    Geschlecht : Junge
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Wie dieser Compassion-Absolvent zu Äthiopiens führendem Gospel-Rap-Künstler wurde

Kemi Mesafint erzählt in seiner bemerkenswerten Geschichte, wie er Gottes Versorgung in den dunkelsten Zeiten erlebte.

Überblick

Meine Mutter war erst acht Jahre alt, als sie vor einer frühen Ehe weglief. Man wollte sie verheiraten, aber sie sagte nein. Also nahm sie allein einen Zug in die grosse Stadt. Sie wusste nicht, wohin sie fuhr, sie lief einfach davon.

Du kannst dir vorstellen, wie es ist, in der Stadt zu sein und niemanden zu haben. Deshalb hatte sie nie eine richtige Schulbildung und eine Zukunftsperspektive. Sie war eine Überlebenskünstlerin.

So kam es, dass ich in einem der Slumgebiete von Addis Abeba, der Hauptstadt Äthiopiens, geboren wurde. Ich wuchs bei meiner alleinerziehenden Mutter auf, nachdem mein Vater uns verlassen hatte, als ich gerade zwei Jahre alt war. Ich hatte keine Geschwister. In extremer Armut und ohne Vaterfigur aufzuwachsen, war wirklich hart.

Ins Krankenhaus zu gehen war ein Luxus

Städtische Armut ist eine riesige Herausforderung. Es geht nicht nur darum, kein Geld zu haben.

Wir lebten in einem kleinen Haus – wenn man es überhaupt so nennen konnte. Die Wände waren eingerissen, und wir hassten die Regenzeit, weil wir es uns nicht leisten konnten, das Dach zu reparieren.

Manchmal fragte ich, ob wir heute etwas zu essen bekommen würden, und meine Mutter sagte nein. Wir konnten es uns nicht leisten, dreimal am Tag zu essen, also gingen wir oft hungrig ins Bett.

Wir hatten keine eigene Toilette. Wir teilten uns eine Toilette mit Hunderten anderen aus der Gemeinschaft – das ist der “Geruch der Armut”. Wir wurden oft krank, weil wir keinen Zugang zu sauberem Wasser hatten. Kinder starben an vermeidbaren Krankheiten, und ins Krankenhaus zu gehen war purer Luxus.

Überall sah man Gewalt, weil die Menschen frustriert waren. Auch bei meiner Mutter – ich liebte sie sehr, aber man sah die Verzweiflung in ihrem Gesicht. Dass mein Vater uns verlassen hat, als ich zwei Jahre alt war, war auch ein Ausdruck seiner Frustration über sein eigenes Leben. Für viele Väter war es sehr schmerzhaft, dass sie ihre Kinder nicht versorgen konnten… also gingen sie. Das war einer der Gründe, warum es so viele alleinerziehende Mütter in unserer Gemeinschaft gab.

Die Kirche als mein sicherer Hafen

Ich war fünf Jahre alt, als ich zum ersten Mal von Compassion hörte und Mitarbeitende der lokalen Kirchen kamen, um mich zu registrieren.

Durch Compassion bekamen wir viel Unterstützung. Jetzt konnte ich zur Schule gehen und hatte ordentliche Kleidung. Aber es ging nicht nur darum, in die Schule zu gehen – ich habe unzählige Erinnerungen im Compassion-Kinderzentrum gesammelt.

Lass mich dir vom ersten Mal erzählen, als ich einen Spielplatz sah. Ich war völlig überwältigt. Ich hatte noch nie die Möglichkeit gehabt, auf einem Spielplatz zu spielen, weil es in unserer Nachbarschaft keine gab. Ich dachte: „Was ist das für ein Ding, das sich dreht!?“ Für mich und alle anderen Kinder war das pure Freude.

Es waren die kleinen Dinge, die die Mitarbeitenden des Kinderzentrums sagten, die am meisten zählten. Sie sagten immer: „Gott liebt dich, wir lieben dich, und du bist hier willkommen.“ Das war das Merkwürdigste, was ich je gehört hatte. In meinem Umfeld hatte niemand die Zeit, dir zu sagen, dass er dich liebt.

Diese Ermutigungen begannen allmählich, meine Denkweise zu verändern. Ich nannte die Kirche, in der ich aufwuchs, meinen „sicheren Hafen“, weil sie mich vor der Gewalt, den Drogen und dem Missbrauch in meiner Nachbarschaft schützte.

Die Kirche investierte viel in Schulungen, Predigten und Lehre, aber sie schenkte mir auch Freiheit und Sicherheit. Ich erinnere mich noch an all die Gebete, die über uns gesprochen wurden, und daran, wie wir unser Leben Gott übergaben. Das alles war enorm bereichernd für mich, weil ich Beratung und zusätzliche Unterstützung erhielt. Durch die Kirche bekam ich Hoffnung und den Wunsch, in Zukunft mehr zu erreichen.

Bildung dank Gottes Gnade

Als ich 16 Jahre alt war, wurde meine Mutter krank, und ich musste mich um sie kümmern. Am dritten Tag starb sie buchstäblich in meinen Armen. Das Leben wurde für mich sehr dunkel, denn sie war meine Inspiration – die Hoffnungslosigkeit, die ich als Kind gekannt hatte, kehrte zurück. Ich hatte bereits erfahren, dass auch mein Vater gestorben war, und so war ich nun Waise.

Ohne Compassion wäre ich heute nicht die Person, die ich bin. Die Mitarbeitenden des Kinderzentrums kamen zu mir nach Hause, beteten für mich und sprachen mir Mut zu. Sie sagten: „Gib niemals auf. Du schaffst das.“

Durch Gottes Gnade schaffte ich es an die Hochschule. Ausserdem erhielt ich ein Stipendium von Compassion für die Absolvierung eines Ausbildungsprogramms für Führungskräfte. Ich lernte fleissig und machte meinen Abschluss. Kemi hat es geschafft!

Eine Stimme meiner Generation

Früher habe ich all meine Gefühle und die Situationen, die ich durchlebte, aufgeschrieben. Ich weinte und schrieb, weinte und schrieb. Nach meinem Abschluss traf ich einen Produzenten, der mich fragte, ob ich rappen könne, und lud mich ins Studio ein, um zu experimentieren. Wir begannen, einen Song aufzunehmen, mit all den Texten, die ich niedergeschrieben hatte. Gott hat meinen Schmerz genutzt, um daraus einen Song und schliesslich ein ganzes Album zu machen. Offen über das zu sprechen, was ich durchgemacht habe – über meine Zweifel an Gott und die Antworten, die er mir gab – ist eine Botschaft, mit der sich Menschen identifizieren können. Ich bin nur ein Bote durch Rap-Musik, aber Jesus Christus ist meine Botschaft. Alles weist auf ihn hin.

Mein erstes Album war tatsächlich das erste Gospel-Rap-Album in Äthiopien. Jetzt habe ich die Vision, eine Stimme meiner Generation zu sein, und Gott gebraucht mich durch Rap-Musik und eine Radiosendung, um diese Botschaft zu verbreiten.

Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal Radiomoderator sein würde, aber Gott gab mir die Möglichkeit, jeden Tag für eine Stunde Millionen Menschen in Addis Abeba zu erreichen. Als Kind dachte ich, ich würde allein und vergessen sterben. Aber jetzt nutzt Gott mich, Kemi, um zu Millionen Menschen zu sprechen. Ausserdem baue ich gerade ein Studio auf, um der jungen Generation eine Plattform zu bieten, damit junge Menschen mit ihren Talenten Gott verherrlichen können.

Meine eigenen Lebenserfahrungen helfen mir, zu verstehen, was diese jungen Männer und Frauen durchmachen. Ich kann mitfühlen und ihnen zeigen, dass es Hoffnung für ihre Zukunft gibt. Armut ist unglaublich hart, aber ein Teil davon ist auch eine Frage der Denkweise. Durch mein Leben und meine Erfahrungen und durch Gottes Gnade kann ich ihnen helfen, an eine bessere Zukunft zu glauben. Ich fühle mich zutiefst verpflichtet gegenüber der Jugend meines Landes; Gott hat mich aus einem bestimmten Grund als Äthiopier erschaffen.

Kumneger Mesafint (Kemi) ist ein Gospel-Rapper aus Äthiopien mit zwei veröffentlichten Alben und Moderator der TV-Show „Butterfly Nation“.