Jede Woche läuft Trainer Jesús durch die staubigen Strassen von San Geronimo, einem Viertel der Stadt Sonsonate in El Salvador. An einem der Häuser klopft er an, wo ihm Karla mit strahlenden Augen die Tür öffnet – voller Vorfreude und bereit fürs Fussballtraining.
In San Geronimo sind Mädchen wie Karla alltäglichen Gefahren ausgesetzt: Bandenkriminalität, Teenagerschwangerschaften, Gewalt und das Verschwinden junger Frauen gehören zur bitteren Realität. Karla und ihr Bruder wuchsen bei ihrer Grossmutter Nora auf. Für Nora ist das Kinderzentrum von Compassion ein Geschenk. „Sie kümmern sich dort um Karla wie um ihre eigene Tochter. Fussballspielen gibt ihr einen Sinn und hält sie vor Gefahren und schlechten Einflüssen fern.“ Nora selbst könnte Karlas Fussballtraining und den Weg dorthin nicht bezahlen.
Mit sechs Jahren kam Karla ins Kinderzentrum. Dort wurde sie liebevoll aufgenommen und entdeckte ihre Leidenschaft für Fussball. Die erste Berührung mit dem Ball hatte sie mit neun – unter der Anleitung von Trainer Jesús, der schnell eine wichtige Rolle in Karlas Leben einnahm.
„Er ist wie ein Vater für uns. Ohne ihn wäre ich nicht da, wo ich heute bin“, sagt Karla. Mittlerweile ist sie Kapitänin des Teams und trainiert wöchentlich mit anderen Kindern aus dem Zentrum. Ebenso wichtig wie das Training sind das gemeinsame Essen davor und all die fröhlichen Momente und das Lachen auf dem Platz.
Jesús erkannte früh Karlas Talent und setzte alles daran, ihr eine Perspektive über das Kinderzentrum hinaus zu ermöglichen. Karla darf dank dem heute beim Jugendteam der staatlichen Frauenliga mittrainieren und wird gefördert, bis sie 14 ist und offiziell ins Team aufgenommen werden kann.
Das Kinderzentrum übernimmt ihre Fahrtkosten und stellt Sportkleidung und Fussballschuhe zur Verfügung. Jesús begleitet sie zu jeder Trainingseinheit als Coach, Mentor und Vaterfigur.
„Ich will, dass Karla anderen Kindern zeigt, was trotz schwieriger Herkunft möglich ist“, sagt er. „Ich bete mit ihr vor jedem Training. Denn Talent allein reicht nicht – du brauchst auch Jesus in deinem Herzen.“
„Karla hat einen Traum, und ich unterstütze ihn, weil es auch mein Traum ist: sie eines Tages in einer internationalen Liga spielen zu sehen“
Jesús
Bei Compassion sind wir überzeugt: Sport tut Kindern nicht nur körperlich, sondern auch seelisch gut. Er stärkt die Gesundheit, fördert soziale Fähigkeiten, Teamgeist und Freundschaften.
Doch viele Familien, die in Armut leben, kämpfen schon im Alltag darum, das Nötigste zum Leben aufzubringen. Für Vereinsbeiträge, Trikots oder Sportausrüstung bleibt da kein Raum. In abgelegenen Regionen fehlen oft passende Angebote, Förderprogramme oder überhaupt erreichbare Sportplätze.
Deshalb fördern wir Bewegung und sportliche Aktivitäten gezielt in jedem unserer Kinderzentren.
Gerade Mädchen stehen dabei oft vor besonderen Hürden: Wenn es an weiblichen Vorbildern fehlt, fällt es schwer, sich selbst auf dem Spielfeld zu sehen. In vielen Kulturen ist die Vorstellung, dass Sport „nur etwas für Jungen“ sei, noch tief verankert. Hinzu kommen familiäre Erwartungen, Unsicherheiten in der Pubertät oder mangelndes Selbstvertrauen – alles Faktoren, die Mädchen vom Sport abhalten können.
Karla weiss, was auf dem Spiel steht und arbeitet hart für ihren Traum. Sie will Profifussballerin werden – und später einmal das Haus ihrer Familie reparieren und für ihre Grossmutter und ihren Bruder sorgen. „Früher dachte ich, dass internationale Spiele nur im Fernsehen stattfinden. Jetzt glaube ich daran, dass ich selbst einmal auf diesem Feld stehen kann.“
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