Kennst du die Situation auch, dass du für etwas zu schnell zugesagt hast und es danach lieber rückgängig machen wolltest? Ein paar Tage vor Weihnachten 2021 sprach die Kollegin, die für die Organisation der Muskathlons bei Compassion zuständig ist, Christian an und fragte ihn: „Könntest du dir nicht vorstellen, in ein paar Wochen mit einer Gruppe von 22 anderen Leuten nach Tansania zu fliegen und den Kilimanjaro zu besteigen?“
„Im Kreis meiner Familie wurde die Entscheidung schnell getroffen. Das erste Mal, dass ich diesen Entschluss bereute, war am 27. Dezember. Ich hatte eben begonnen, meine Freunde per Whatsapp über mein Vorhaben zu informieren und sie um eine Spende für das Überlebensprogramm von Compassion zu bitten. Ein befreundeter Unternehmer schrieb mir zurück: „Du Armer! Schau dir bloss nicht den Bericht über die Besteigung des Kilimanjaro an, der gestern im Fernsehen lief.“ Ich rannte los, um die Sendung über die Besteigung zu finden, die für die Teilnehmenden offensichtlich ein Albtraum gewesen war.“
Beim zweiten Mal, als sich Christian ernsthaft fragte, ob das eine gute Idee war, befand er sich bereits auf 4600m Höhe und spürte die ersten Anzeichen von Höhenkrankheit. „Es sind noch weitere 1300m Höhenunterschied… Wie schlimm wird es noch werden? Werde ich als Einziger in der Gruppe den Gipfel nicht erreichen können?“
Zu diesem Zeitpunkt ahnte Christian noch nicht, was ihn zwei Tage später erwarten würde: Ein atemberaubender Sonnenaufgang, ein überwältigendes Schneepanorama… und die Euphorie, das Dach Afrikas erreicht zu haben.
Dieser Aufstieg wurde auch zu einer guten Lektion über das Leben und den Platz, den Christian den Sorgen eingeräumt hatte.
Was er sich vor seinem Start auch nicht hatte vorstellen können, war das Ausmass der Spendenaktion, die durch die 23 Teilnehmenden ausgelöst wurde, und was damit tatsächlich umgesetzt werden konnte: 300 Mütter und ihre Babys erhielten ein ganzes Jahr lang lebenswichtige Unterstützung. Dazu beigetragen haben die Muskathleten selbst sowie auch ihre Familien, Freunde und Bekannten. „Wir konnten einige dieser Frauen im Überlebensprogramm von Compassion persönlich kennenlernen. Zum Beispiel die 23-jährige Magret, Witwe und Mutter von drei Kindern. Als erstes hatte sie ein Bett bekommen. Vor wenigen Monaten war sie noch Analphabetin, nun lernt sie lesen und schreiben. Sie hat einen Kurs in einkommensschaffenden Aktivitäten absolviert und plant, ein kleines Geschäft zu eröffnen. Ihr Leben und das ihrer Kinder verändert sich radikal.“
„Ich danke meiner Kollegin, denn ohne sie hätte ich mich nicht auf dieses Abenteuer eingelassen. Manchmal braucht man eine besondere Einladung oder eine Ermutigung, um etwas zu wagen, das zu einer aussergewöhnlichen Erfahrung werden kann.“
Sofort waren die Sorgen, die mich zuvor tagelang beschäftigt hatten, verschwunden. Sie waren einfach weg. Der Abstieg von diesem wunderschönen Gipfel hat es mir ermöglicht, allein und mit anderen weiter über unser Verhältnis zu den Sorgen nachzudenken."
Christian
Claudio und Karl auf dem Uhuru Peak – Kilimanjaro
Claudio Minder und Karl Müller, Geschäftsleiter der Schuhmarke Kybun Joya, waren auch mit von der Partie. Sie wollten sich als Geschäftspartner und Freunde einer sportlichen Herausforderung stellen, aber auch einen grösseren Impact bewirken. Sie machten sich auf den Weg und wurden nicht enttäuscht.
„Trotz Höhenkrankheit den Gipfel bezwingen zu können, war ein enormes Gefühl. Es hat uns beeindruckt, den Kindern zu begegnen und zu sehen, wie sie sich freuen, ins Zentrum zu kommen, um zu spielen, zu lernen und eine gute Mahlzeit zu essen. Das hat uns die Augen geöffnet und uns daran erinnert, was im Leben wirklich zählt“, sagt Claudio Minder.
Ohne zu zögern empfehlen die beiden Unternehmer den Muskathlon weiter. Natürlich sei es eine Herausforderung, 10’000 Franken zu sammeln, „aber es ist möglich und auch legitim, wenn man sich das privilegierte Land ansieht, in dem wir leben“, sagt Claudio.
„Die Arbeit von Compassion kennenzulernen ist ein grosses Privileg. Gleichzeitig sehen wir ein wunderschönes Land, aber wir sehen auch die grosse Armut.” Er schliesst mit den Worten, dass diese paar Tage des Wanderns für Karl und ihn eine Gelegenheit waren, etwas Abstand von ihrem Leben als Unternehmer zu gewinnen.
Unsere Website verwendet Cookies, um dich von anderen Nutzern zu unterscheiden, dir die Navigation zu erleichtern und die Besucherzahl auf unserer Website zu messen. Dies hilft uns, eine sicherere und effektivere Seite für dich zu erstellen. Wenn du unsere Seite weiter nutzt, stimmst du der Verwendung von Cookies zu oder du kannst deine Einstellungen unten ändern.