Frauen im Überlebensprogramm finden mit Gesundheitsversorgung, Ausbildungen und materieller Unterstützung einen nachhaltigen Weg aus der Armut.
Ein Team von Compassion Schweiz hatte die Gelegenheit, ein Compassion-Zentrum in Kigali, Ruanda, zu besuchen und einen Blick hinter die Kulissen des Überlebensprogramms zu werfen. Drei Teilnehmerinnen des Programms erzählen ihre Geschichte.
Voller Freude posiert Godans in ihrem Kleid vor unserer Kamera. “Das habe ich selbst genäht”, erzählt sie stolz. Sie ist eine von vielen Frauen, die durch das Überlebensprogramm für Mütter und Babys den Weg aus extremer Armut gefunden haben.
Godans Stimme klingt schwer, wenn sie sich an früher erinnert. Als Godans ins Überlebensprogramm aufgenommen wurde, war ihr Leben geprägt von Verzweiflung, extremer Not und Konflikten mit ihrer Schwiegermutter. Im Programm erhielt sie nicht nur lebenswichtige Nahrungsmittel für sich und ihr Baby, sondern auch grundlegende Hygieneartikel wie Seife – und auch eine Chance auf eine bessere Zukunft.
Im Überlebensprogramm absolvierte Godans zusammen mit 30 anderen Teilnehmerinnen einen sechsmonatigen Nähkurs, in dem sie das Nähhandwerk, die Herstellung verschiedener Kleider, Taschen und anderen Artikeln sowie die Grundlagen des Unternehmertums erlernte. Ihr Talent blieb nicht unbemerkt – heute leitet sie selbst den Kurs und gibt ihr Wissen an andere Frauen weiter. Für ihre Arbeit erhält sie ein kleines Gehalt.
In der lokalen Spargruppe des Überlebensprogramms lernte Godans den Umgang mit Finanzen und die Bedeutung des Sparens. Diese Massnahme bietet Frauen Zugang zu Mikrokrediten.
Mit den ersten Ersparnissen kaufte sich Godans eine eigene Nähmaschine und eröffnete ihr eigenes Nähatelier. Mit den Erlösen und einem zusätzlichen Mikrokredit der Spargruppe konnte sie sogar ein Grundstück erwerben und ein Haus mit Toilette, Küche und Strom bauen. Sie spart weiter, um sich und ihrer Familie den nächsten Traum zu erfüllen: fliessendes Wasser im Haus zu haben. Denn der Weg zum nächsten Brunnen zu Fuss ist weit.
Wir folgen dem schmalen Pfad einen Hügel hinunter, vorbei an Feldern mit Süsskartoffeln, Bananenpalmen und vereinzelten Lehmhäuschen.
Yvonne, eine Teilnehmerin des Überlebensprogramms, hat uns zu einem Hausbesuch eingeladen. Gemeinsam mit ihrem Mann Hagabomana und ihrem sieben Monate alten Sohn Imena bewohnt die kleine Familie ein Lehmhäuschen.
Mit einem scheuen Lächeln begrüsst sie uns und führt uns durch ihr bescheidenes Zuhause. Es ist karg eingerichtet: Im Schlafzimmer liegt eine Matratze auf dem Boden, darüber hängt ein Moskitonetz. Die Luft ist feucht und trägt den erdigen Geruch von Lehm. Im Wohnzimmer stehen zwei Stühle und eine Bank. Als wir nach oben blicken, entdecken wir Löcher im Wellblechdach – und sind erleichtert, dass es heute nicht regnet.
Als Yvonne mit ihrem Sohn Imena schwanger wurde, fragte sie nach einem Platz im Überlebensprogramm – doch das Programm war voll. Ihr Mann und sie lebten in grosser Armut, hatten kaum genug zu essen. Doch eines Tages wurde ihr Gebet erhört. Yvonne erhielt nicht nur Nahrung, sondern auch Unterstützung und Ermutigung während der Schwangerschaft und danach. “Ich konnte mein Baby stillen, weil ich selbst genug zu essen hatte”, erzählt Yvonne dankbar.
"Ich konnte mein Baby stillen, weil ich selbst genug zu essen hatte."
Yvonne
Heute lernt sie im Programm, Seife herzustellen, und möchte auch noch den Nähkurs besuchen, um künftig Geld zu verdienen. Ihr Mann, der keine berufliche Ausbildung hat, arbeitet im Hausbau und hofft, bald seinen Führerschein zu machen. Er möchte Taxi-Fahrer werden. Dank eines Mikrokredits der Spargruppe des Überlebensprogramms konnte die Familie ihre kleine Lehmhütte mit einem Anbau erweitern. “Ich glaube, dass wir Geld verdienen werden, um unser Zuhause noch zu verbessern”, sagt Yvonne hoffnungsvoll
Emerance sprüht in ihren farbigen Kleidern und ihrem strahlenden Lachen vor Lebensfreude. Niemand würde erahnen, dass sie Zeiten durchlebt hat, die hart und von Hilflosigkeit geprägt waren – sie war obdachlos, hatte kaum Kleider zum Anziehen und konnte ihre Kinder nicht ernähren. “Das Leben vor dem Überlebensprogramm war sehr schwierig”, erzählt sie.
Als sie vor sieben Jahren mit ihrer Tochter Anne Laure schwanger wurde, wurde sie im Überlebensprogramm registriert. Dort erhielt sie nicht nur Nahrung und Unterstützung, sondern lernte auch, wie sie für sich und ihre Familie sorgen kann. Sie nahm an Schulungen zum Anlegen eines Kleingartens teil, lernte zu sparen und erkannte: Ich kann etwas bewirken und verändern!
Heute betreibt sie in ihrem Dorf einen kleinen Laden, in dem man fast alles kaufen kann: von Reis und Hühnern bis hin zu Schuhen. Ihre Familie hat ein sicheres Zuhause, und Anne Laure besucht inzwischen die siebte Klasse – als Klassenbeste. „Das Programm und die Kirche haben mich gelehrt, zu arbeiten und zu beten“, sagt Emerance voller Dankbarkeit.
Im Programm hat Emerance auch gelernt, sich selbst Ziele zu setzen für die Zukunft. Ihr nächstes Projekt ist es, Strom in ihr Haus zu bringen und ihren Laden weiter auszubauen. Schritt für Schritt arbeitet sie hin auf eine bessere Zukunft.
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